Die interventionelle Mammadiagnostik

Sollte bei Ihnen in der Brust eine Veränderung auffallen, die näher abgeklärt werden muss, so wird diese bei uns direkt punktiert, Zellproben entnommen und unter dem Mikroskop begutachtet (Feinnadelaspiration, FNA). Dadurch bekommen Sie sofort noch vor Ort Klarheit darüber, ob die Veränderung gut- oder bösartig ist.

Sollten sich auf diese Weise die Art der Veränderung nicht klären lassen oder sollte der Befund dringend tumorverdächtig sein, entnehmen wir nach örtlicher Betäubung einige Gewebezylinder (Feinnadelbiopsie, FNB) zur feingeweblichen Untersuchung (Histologie) durch den Pathologen. Diese Punktion erfolgt entweder sofort, sofern sich die Veränderung im Ultraschall darstellt (sonographisch gesteuerte Feinnadelbiopsie) oder – sofern nur mammographisch sichtbar – zu einem gesonderten Termin unter Röntgenkontrolle (digital-stereotaktische FNB). Das feingewebliche Ergebnis steht bei der FNB normalerweise am nächsten, spätestens am übernächsten Tag (bei Wochenenden am Montag) fest. Hierzu arbeiten wir eng mit dem Institut für Pathologie im Klinikum Esslingen zusammen. Sämtliche Feinnadelbiopsate und auch schwierige zytologische Ausstrichpräparate werden dorthin geschickt. Sobald wir das Ergebnis haben, wird es der Patientin und dem behandelnden Arzt mitgeteilt. Der behandelnde Arzt erhält den Befund per Fax, die Patientin wird vom Arzt in einem persönlichen Gespräch darüber informiert und das Prozedere besprochen.

Eine enge und schnelle Kooperation mit dem Institut für Pathologie ist eine wichtige Voraussetzung für die gute Qualität der Mammadiagnostik. Vor allem wird das angstbelastete Warten auf das Ergebnis der Histologie oder Zytologie für die Patientin auf ein Minimum reduziert. In vielen Fällen – außer bei der Diagnostik von Mikroverkalkungen – fertigen wir auch bei der FNB direkt nach der Untersuchung von einem der Biopsiezylinder noch eine Abklatsch-Zytologie an und können nach Begutachtung dieser unter dem Mikroskop schon sagen, ob eher ein gut- oder bösartiger Befund zu erwarten ist.

Leider wird im Allgemeinen nach wie vor viel zu schnell und viel zu viel operiert, anstatt unklare Veränderungen durch eine FNA oder eine FNB ambulant abzuklären. Durch die interventionelle Mammadiagnostik bleibt der Patientin bei gutartigen Veränderungen (ca. 80 % der Fälle) eine Operation erspart. Eine durch Abklärung gesicherte gutartige Veränderung kann durch eine Vakuumbiopsie (VB) bei uns ambulant in wenigen Minuten entfernt werden.

Übrigens: Bei Mikroverkalkungen führen wir nicht nur die VB durch. Oft bevorzugen wir eine FNB, da diese weniger traumatisierend ist.

Für alle genannten Interventionen stehen in unserem Institut moderne sonographische und digital-stereotaktische Geräte zur Verfügung. Bei einem histologisch gesicherten bösartigen Befund oder einer Krebs-Vorstufe muss operiert werden. Wir sorgen zusammen mit Ihnen und Ihrem Frauenarzt dafür, dass dies möglichst zeitnah in einem zertifizierten Brustzentrum geschieht.

Invasive Verfahren im Vergleich (FNA, FNB, VB)

 Feinnadelaspiration (FNA)Feinnadelbiopsie (FNB)Vakuumbiopsie (VB)
MethodeEntnahme von einzelnen Zellen aus tastbaren oder mammographisch/ sonographisch sichtbaren Veränderungen der Brust mit einer sehr dünnen Nadel via Unterdruck. Entleerung von Zysten.Entnahme von Zellverbänden (Gewebe) in Zylinderform aus dem Knoten durch Punktion mit etwas dickeren Kanülen als bei der FNA mit hoher Geschwindigkeit unter örtlicher Betäubung.Entnahme großer Biopsie-Zylinder (2 x 0,3 cm, je nach Nadeldicke) durch Einsaugung in eine spezielle Nadelkerbe und Abschneiden mit einem rotierenden Messer
SicherheitBösartige Ergebnisse sind praktisch sicher, gutartige nur bis zu 90 %. Voraussetzung für verwendbare Ergebnisse: Untersucher und Pathologe/Zytologe müssen auf diesem Gebiet sehr geübt sein.Durch erfahrene und geübte Untersucher ist die FNB mit mehreren Biopsiezylindern fast so sicher wie die komplette Herausnahme des Knotens durch Operation. Bösartige Befunde sind zu 98 % sicher bei mind. 8 Proben bei Kalk und 3 Proben sonstiger Veränderungen. Ein unauffälliges Ergebnis ist hinreichend sicher.Hohe Sicherheit (98 % bei gut- und bösartigen Befunden)
QualitätGute Ergebnisse erzielen nur wenige, spezialisierte Untersucher, z. B. in zertifizierten Mamma-Zentren, -teams, -sprechstunden, -ambulanzenGute Ergebnisse erzielen geübte spezialisierte Ärzte, insbesondere unter Ultraschallsicht.Hohe Qualität bei trainierten Untersuchern und guter technischer Ausstattung des Mammotoms
RisikoRisiko der Verschleppung von Tumorzellen durch die Punktion ist minimal. Gelegentlich kleinere Blutergüsse. Extrem selten Infektionen und Pneumothorax.Risiko der Verschleppung von Tumorzellen innerhalb der Brust durch die Punktion nicht ganz auszuschließen. Dadurch keine Metastasen! Geringes Blutungs- und Infektionsrisiko. Allergien gegen Lokalanästhetikum möglich.Geringe Tumorzellverschleppung innerhalb der Brust ohne Metastasen. Höhere Hämatom- und Infektionsrate als bei FNA und FNB. Verletzung der Haut bei subcutaner Lage des Knotens. Allergien gegen Lokalanästhetikum möglich. Höhere Kosten, je nach verwendetem System.
BelastungSchmerzen entsprechen denen bei einer Blutabnahme bei Punktion außerhalb von Mamille und WarzenhofEinführung der Koaxialkanüle unter örtlicher Betäubung. Schmerzen geringer als bei BlutentnahmeKleiner Hautschnitt zum Einführen der Biopsiekanüle nach Lokalanästhesie. Geringe oder fehlende Schmerzhaftigkeit.
StellenwertPunktion insbesondere bei Krebsverdacht. Ein unauffälliges Punktionsergebnis alleine beweist jedoch nicht sicher die Gutartigkeit. Triple-Diagnostik (Mammographie, Sonographie und FNA positiv = 100%)Hierdurch können zahlreiche Operationen durch falsch bösartige Ergebnisse anderer Untersuchungsmethoden vermieden werden, v. a. durch Abklären von tastbaren oder in der Sonographie gut sichtbaren Veränderungen. Insbesondere bei größeren Tastbefunden und/oder erwarteter GutartigkeitSollte nur bei gesicherter Gutartigkeit zur kompletten Entfernung von Mikrokalk, Fibroadenomen, Mastopathie-Knoten, Papillomen und Gynäkomastien beim Mann eingesetzt werden, nicht jedoch zur Entfernung von Brustkrebs.